Kunstraum am Schauplatz zeigt in dieser Ausstellung Arbeiten jener Künstler und Portraits die Corinne L. Rusch für ihr Projekt “Fondation Coco Lafayette” ausgewählt hatte.

Dieses Gastro-kuratorische Projekt war einerseits eine Ausstellung im ausgewählten Rahmen und andererseits ein Gastronomisches Event bei dem jeder Gang, jedes Gericht eine geschmackliche Reminiszenz auf die Arbeit der ausgewählten Künstler war. Es ist nicht abwegig, wenn man sich hierbei an jene frühe Fotografien von Corinne L. Rusch erinnert, bei denen sie mit diffizilen Geschick phantastische und surreale Räume inszeniert hatte. Denn ähnelt nicht jeder Gang eines Menüs auch einer Bühne? Man könnte doch auch die Teller, die Tassen und das Besteck auch als Plattform für ein Theater der Geschmackserfahrungen ansehen. Von diesem Blickpunkt aus erschließt sich uns ein weiterer Zugang zu jenem Projekt das für diese Ausstellung den Ursprung bildet.

Aber dies ist nicht die einzige Ähnlichkeit zwischen bildender Kunst und Gastronomie die uns durch dieses Projekt und Ausstellung gewahr werden kann.

Fotografien sind bekanntlich Schnitte in der Zeit. Ein Teil der Realität wird festgehalten indem alles Umliegende abgeschnitten wird. Auch bei jener Kulturtechnik die uns als “das Kochen” bekannt ist werden ganz gezielt nur Bestimmte Momente einer Pflanze oder eines Tieres für die Konsumation ausgewählt. Die Schnittmenge dessen was auf den Teller kommt ähnelt deswegen nicht nur der Schnittmenge der in einer Fotographie zusammengefügten Objekte. Die kreative Auswahl der Zutaten durch Kamerasetzung und die Zubereitung der Realität durch das einfallende Licht sind Brücken zwischen diesen Beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Praxen.

Die gegenwärtige Ausstellung

Die Portraitfotografien der Künstler stehen monumental im Raum, wie ein Steakmesser schneiden sie den Raum in Stücke. Es ergeben sich dadurch neue Räume, in denen wir nebst den Fotografien auch Arbeiten, jener Künstler die zuvor bei dem Projekt “Fondation Coco Lafayette” nur von einer genau kuratierten Menschenansammlung zu sehen waren, sehen können. Würde man nicht immer wieder durch noch nicht gesehene Arbeiten in einen neuen Raum gezogen werden, so könnte man der Illusion verfallen man stände in einer Duo-Ausstellung in der sich das Fotokunstwerk auf das in seiner Nähe befindliche Kunstwerk bezieht. So besprechen sich die Werke gegenseitig durch diese räumlichen Zusammenstellungen, wir kennen solche “Framings” aus der Portraitphotographie. Die fotografierende Person versteht es Versteckte Fragmente aus dem Abgebildeten hervorzulocken, und gibt damit unserer Retina neue Blickideen vor. Die Räumlichkeit der Ausstellung bringt uns näher an die Arbeiten heran, man kann ihnen nicht entfleuchen, und damit zeigen sich die Arbeiten in neuer Art und Weise. Es ist ein freundliches, aber dennoch bestimmtes Blickregime. Ähnlich wie am Tisch eines Dinners können wir auch nicht einfach aufstehen und in die Küche gehen, die Besucher werden durch den Inszenatorischen Eingriff der Raumgebenden Fotografien durch das Menü dieser Ausstellung geführt.

Patrick Schabus